Brunntal, 20. Mai 2014 – Mit eigener Hand hatte Josef Gärtner zusammen mit einigen Kameraden der Bergwacht München 1964 die Diensthütte am Stümplfing gebaut. Monatelang fuhr Sepp, wie ihn seine Kameraden nannten jedes Wochenende und jeden freien Tag in den Spitzing und stieg zur 1.480 Meter hoch gelegenen Baustelle an der Stümpflingbahn auf um an dem Bergwacht-Stützpunkt zu arbeiten. Vom Fundament bis zum Dachgiebel, das ganze Haus über drei Etagen alles haben Sepp und seine Kameraden selbst geschaffen und 1964 fertiggestellt.
Nach seinem Schulbesuch in München Giesing machte Sepp eine Schlosserlehre und besuchte später noch die Technikerschule. So konnte er sich in seinem späteren Betrieb auch schnell zum Vorarbeiter hocharbeiten. 1952 hat er über sein Hobby, die Fischaquarien, Ludwig Mangold kennengelernt, einen der Urväter und Gründer der Bergwacht. Ludwig brachte den 18 jährigen Sepp zur Bergwacht. Seine große Leidenschaft aber war das Klettern und so hat Sepp dann viele Wochenenden auf der Mailerhütte und der Oberreintal Hütte verbracht.
Als Bergwachtmann rettete er dutzende verunglückte Bergsteiger aus den steilen Wänden des Wetterstein. Aber auch in die Dolomiten zog es ihn auf Berge wie den Civetta, Monte Pelmo, Rosengartenspitze und viele mehr. In der Schweiz erstürmte er die Gipfel von Mönch Westwand, Matterhorn und nach und nach alle bekannten Gipfel der Schweizer Alpen. Sechsmal war er auf dem Mont Blanc, einem seiner Lieblingsberge. Mit 67 Jahren das letzte mal.
Seine Frau Inge ließ ihn ziehen und unterstütze ihn. So war er im Einklang mit sich. Aber die Liebe zur Familie führte ihn immer wieder heim.
Seine zweite Heimat wurde aber die Diensthütte am Stümpfling, die er nicht nur federführend mit erbaute, sondern auch Jahrzehntelang mit handwerklichen Geschick betreute und mit seinen Kameraden zu einem der schönsten Stützpunkte der Bergwacht Bayern ausbaute. Viele Jahrzenhnte verrichtete er dort insbesondere im Winter nahezu jedes Wochenende ehrenamtlichen Bergwachtdienst. In manchen Wintern waren es mehr als 100 Einsätze, bei denen er verunglückten Skifahrern, Verschütteten in Lawinen oder vermissten Wanderern ehrenamtlich zu Hilfe kam. Als Hobbykoch versorgte er oft die ganze Mannschaft, organisierte so manches Fest und liebte es nach einem langen, oft anstrengenden Bergwachttag auch mal ausgelassen und fröhlich zu feiern.
Leider war es ihm nicht gegönnt, die letzten Jahre die geliebte Hütte als „sein Austragsdomizil“ im Kreis seiner Kameraden zu nutzen. 2011 verbot ihm und seinen Kameraden der damalige Regionalleiter der Bergewachtregion Hochland, Norbert Heiland auf die Bergwachthütte zu fahren. Die Bergwachtleitung nahm den Münchnern die Hütte einfach weg und schob sie der örtlichen Bergwacht zu, damit diese dort ihre neue Einsatzzentrale für das Skigebiet bauen kann.
Für Sepp brach eine Welt zusammen. – 2013 erkrankte er schwer und erholte sich nicht mehr. Am vergangenen Dienstag hat sich Sepp im Bett, welches seine Tochter in den Garten gestellt hatte, bei blühenden Rhododendren und Azaleen, bei seiner Swing und Jazz Musik und mit Sonne im Gesicht für immer verabschiedet.
"Mit Sepp verliere ich einen lieben Kameraden, der mich über 30 Jahre bei der Bergwacht begleitete und ein echter, väterlicher Freund für mich war" so Fried Saacke. "Ich trauere um einen Freund und Kameraden, dem ich viel verdanke."